Hamburg hat ein neues Schmuckstück. Die Elbphilharmonie. „Warst Du schon?“ ist momentan Smalltalkthema Nr. eins in der Hansestadt. Und tatsächlich war ich schon. Zweimal sogar. Und nein da gab es keinen Trick oder dunkle Kanäle über die ich die Tickets bekommen habe. Ich habe einfach letzten Oktober auf der Elbphilharmonieseite zum rechten Zeitpunkt zugeschlagen und das zu durchaus vernünftigen Preisen. Im Augenblick sind die Karten so schnell weg, wie bei einem Beyoncé-Konzert oder schneller. Nur, dass es meist egal ist, wer der Künstler ist. Die Diva ist in diesem Fall nämlich das Gebäude.
Und ich bin schwer begeistert. Schon von aussen ist das Gebäude einen Traum. Da haben die Schweizer Architekten Herzog & de Meuron ein fulminantes Bauwerk geschaffen. Die Kombination aus alt und neu ist phänomenal gelöst: Alter Kaispeicher mit modernem Glasbau. Und ich war sooooo gespannt, wie es innen aussieht. Und die Frage für jeden Einrichtungsverrückten: Was für Möbel stellt man in so ein Gebäude? Hoffentlich nicht irgendwelche Plastikhochtische mit Polyesterstrumpfhosen.
Innen ist die Elphie sehr weiss und hell. Und trotzdem nicht kalt. Durch das viele Holz, ein gutes Lichtkonzept und den gebrochenen Farbton fühlt es sich überhaupt nicht steril an, sondern sehr warm. Der große Saal ist wahnsinnig schön. Die vom japanischen Akustiker Toyota entworfenen Wandpanelen aus Gipsfaserplatten geben dem Konzertsaal nicht nur eine wunderbare Akustik sondern auch ein wunderschönes Aussehen. Die Sessel sind sehr bequem und durch ihre Nicht-farbe (irgendetwas grau-grün-greiges) unauffällig. Da die Sitze weinbergförmige um die gesamte Bühne herum angeordnet sind, sieht man auch während des Konzerts das Publikum gegenüber. Es fühlt sich fast an, als ob man gemeinsam in einem großen Raumschiff sitzt. Dadurch dass auch während der Konzerte der Saal nicht wirklich abgedunkelt wird, kann man, wenn einem das Konzert zu langweilig wird, wunderbar Leute gucken. Ich bin mir noch nicht sicher, ob es mir nicht abgedunkelt besser gefallen würde.
Und dann ist Pause und auf geht es an die Bar. Und, oh Freude für jeden Einrichtungsfanatiker. Es gibt keine Plastikhochtische mit Polyesterüberzug. Wie auch. Für die Einrichtung aller „losen Gegenstände“ war das Studio Besau Marguerre in Zusammenarbeit mit dem Architekten Daniel Schöning (WRS Architekten & Stadtplaner) zuständig. Ich durfte Eva Marguerre schon einmal bei einem Presseevent kennenlernen und bisher habe ich sie immer mit sehr farbenfrohen Entwürfen in Zusammenhang gebracht. Um nicht mit der grandiosen Architektur zu konkurrieren wurde die Elbphilharmonie jedoch nur in schwarz und weiss eingerichtet. Zu gerne würde ich ja mal einen Blick in den, für die Öffentlichkeit nicht zugänglichen, Bereich werfen. Fotos von der Einrichtung kann man hier sehen. Ich finde es fantastisch, dass so viel junges Design und vieles davon deutsch in die Elbphilharmonie eingezogen ist.
Die von Besau-Marguerre eigens für die Elphi entworfenen (Hoch)tische und Sitzbänke sind toll! Schlicht und doch elegant! Dünne Mamorplatte auf lackiertem Metall. Und das beste? Jeder kann sie kaufen. Sie werden nämlich von der Frankfurter Firma e15 produziert. Hätten wir nicht letztes Jahr erst neue Couchtische gekauft, würde dieser hier auf jeden Fall in die engere Wahl kommen. Ich habe sie mir sowohl live vor Ort als auch auf der IMM in Köln gesehen (deshalb auch nur die grottigen iphonebilder).
Zusammenfassend lässt sich sagen, die ganze Elbphilharmonie ist sehr hanseatisch. Zurückhaltende Eleganz, hochwertige Materialien, null bling bling. Ich finde es toll. Und kann jedem ein Besuch ans Herz legen. Es lohnt sich, sowohl für die Ohren, als auch die Augen. Und fürs Herz sowieso.
Begeisterte Grüße und ich wünsche Euch ein wunderschönes Wochenende
Kathrin